Die Große Vorbereitung: Dieses Semester im Filmklub

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Am Set beim Dreh unseres Übungs-Kurzfilms »Vincent Dreht Durch.« Er markierte den Abschluss unserer Großen Vorbereitung dieses Semester.

Im Sommersemester 2017 produzierte der Filmklub den großen neuen Erstifilm »Erstialarm.« Der hat ganz schön an unseren Kräften gezehrt. Dieses Wintersemester nutzten wir, um uns neu zu sammeln, die Geschichte unseres nächsten großen Filmprojekts vorzubereiten und uns vertraut zu machen mit neuem Equipment, effizienteren Dreharbeiten und aufwändigeren filmischen Techniken.

Anfang Oktober begann die Filmklubarbeit dieses Wintersemester 2017/18 eher umherschweifend. Am 11. Oktober hatte gerade der »Erstialarm« vor den Erstis Vorpremiere gefeiert, und kurz darauf begrüßten wir rund 20 von ihnen als neue Mitglieder im Filmklub. Sie waren sofort begeistert mit dabei. Unklar war aber noch unser genaues Ziel für die nächste Zeit. Wohin sollte die Reise gehen? Wie sollte es nach einem so großen Projekt wie dem im letzten Semester weitergehen? Klar war nur: Wir wollten einen neuen Film machen, dieses mal inhaltlich ganz unabhängig vom HPI. Und er sollte groß werden, noch größer und noch aufwändiger als der »Erstialarm.« Mit diesem Ziel im Kopf brainstormten wir die ersten Wochen los: wild, verrückt und in alle möglichen Richtungen.

Schnell wurde uns klar, dass wir uns auch auf die Dreharbeiten selbst intensiv vorbereiten müssten. Das hatten wir im vergangenen Jahr nie getan, und dementsprechend chaotisch endeten die meisten unserer Drehtage. Es grenzt an ein Wunder, dass der Erstifilm trotz all dieser Wirrungen fertig wurde. Doch für das neue Filmprojekt, dessen immenser Umfang sich im Laufe des Semesters immer stärker abzeichnete, war dieses »einfach mal machen« nicht länger haltbar. Wir mussten trainieren.

Weit vor Weihnachten bildeten sich langsam zwei verschiedene Schienen im Filmklub aus. Neben der Storytelling-Sparte, die jede Woche weiter an der Geschichte des neuen Films arbeitete, entwickelte sich die Produktionssparte: Wir schafften für mehr als 1000 € neue Technik an. Wir veranstalten einen ganztägigen Orientierungsworkshop, an dem jeder Filmklubler seinen Kompass ausrichten konnte, für welche der großen Themenbereiche Kamera, Licht und Ton er sich am meisten interessierte. Anfang dieses Kalenderjahres starteten dann drei große Vertiefungsworkshopreihen in diesen Bereichen. In insgesamt 15 Workshops mit über 23 Stunden Workshopzeit lernten die Interessierten langsam Technik, Techniken und Prozesse am Set. Wie funktioniert Kamerabewegung? Was hat es mit einem Vorverstärker auf sich? Wie platziert man Licht, um welchen Effekt zu erzeugen? Über all das haben wir gesprochen, diskutiert und natürlich stets viel ausprobiert.

In den Filmworkshops dreht sich fast immer alles um die Kamera. Die muss erst einmal aus dem Kamerakörper selbst, einem Objektiv und weiten Accessoires wie Rails, dem Kompendium oder dem Follow Focus zusammengebaut werden.
Im Lichtworkshop probierten wir verschiedenste Konzepte der Beleuchtung aus. Paul leitete die meisten von ihnen.
Manchmal wirft eine Lampe zu viel Streulicht, auch »Spill« genannt, in die Umgebung. Um den Hintergrund des Bildes dunkel zu halten, muss dieser Spill abgehängt werden.
Mit jedem Lichtsetup geht es natürlich darum, am Ende ein möglichst hübsches, stimmungsvolles Bild zu beleuchten. Auch in den Workshops probierten wir stets, wie unser finales Bild geworden ist.
Und so war auch im Lichtworkshop die Kamera stets von der Stelle. Und wir hatten immer sehr viel Spaß.

Doch all dieses Training, all diese Vorbereitung alleine nutzt am Set wenig. Mit diesem Wissen allein mag man zwar toll eine Kamera bedienen können, doch ohne die Erfahrung, was wirklich am Filmset passiert, ohne den Prozess selbst durchlaufen zu haben, ist man in der Praxis aufgeschmissen. Wenn um einen herum alle mit Abkürzungen und Fachsprache um sich schmeißen, wenn man Szenen beleuchten will, aber plötzlich keine Zeit mehr dafür hat, wenn man Fokus ziehen will, aber niemand die Marken gelegt hat. Wenn man keine Ahnung hat, was eine »C-47« ist, wenn man noch nie echten Drehstress miterlebt hat, wenn man dann plötzlich bei seinem echten ersten Dreh überrannt wird, dann ist es nicht schwer, völlig überfordert zu werden.

Mitte Januar drehten wir deshalb den Mini-Kurzfilm »Vincent Dreht Durch« aus nur drei Seiten Skript und einer einzigen Szene. Von Anfang bis Ende erlebten die Filmklubler alles, was an einem Drehtag so passiert. Dabei war der Tag weniger wie ein hart durchorganisierter Filmdreh ausgelegt, sondern eher wie eine Spielwiese, auf der jeder für sich selbst erfahren und erkennen konnte, welche Prozesse am Set sinnvoll, welche notwendig sind und welche für uns einfach nur noch überflüssig aus historischem Wachstum hervorgingen. Ganz wurden wir nicht fertig mit dem Kurzfilm – doch die Lektionen, die wir alle lernten, sowohl die von uns, die in der Vergangenheit schon viel Erfahrung hinter der Kamera sammeln konnten, als auch die, für die das alles komplett neu und völlig überwältigend war, diese Lektionen sind für uns unglaublich wertvoll und werden uns helfen, wenn wir im nächsten Semester anfangen, den nächsten großen Filmklub-Film zu drehen. Davor wird es aber sicher noch ein paar weitere Übungsdrehs geben – schon allein, weil die sichere »Sandbox« so viel Freiheiten bietet und am Ende einfach richtig viel Spaß macht.

Auch beim Dreh unseres Übungs-Kurzfilms »Vincent Dreht Durch« begann wieder alles mit der Kamera. Und Walkie-Talkies. Die lassen einen unglaublich cool aussehen.
Auch die Klappe darf beim Übungsdreh zu »Vincent Dreht Durch« natürlich nicht fehlen. Sonst wird die Synchronisation von Bild und Ton im Schnitt ein Albtraum.
Warum steht da jemand mit ’ner Pappe rum? Ganz einfach: Wir wedelten damit vor den Lampen und erzeugten Flackern, als im Kurzfilm »Vincent Dreht Durch« alles den Bach runterging.
Für die letzte Einstellung von »Vincent Dreht Durch« brauchten wir eine lange Kamerafahrt. Die Lösung war pragmatisch. Die Kamera ins Töfftöff, und losgerollt ist sie.

Mitte dieser Semesterferien wird das Storytelling-Team vorraussichtlich das Drehbuch zum großen neuen Film abgeschlossen haben, an dem sie seit Beginn des Semesters arbeiten. Dann wird die Vorproduktion beginnen. Wir sind gespannt, was alles auf uns zukommen wird. Nur eines können wir schon sicher sagen: Das wird größer als der Erstialarm, ein gutes Stück größer.

Das also war die Große Vorbereitung, das war dieses Semester im Filmklub. Sicherlich war das alles nicht so spektakulär wie im letzten Semester, als wir in weniger als sechs Monaten einen ganzen Film von der ersten Idee bis zum Drehschluss brachten, doch es war dringend nötig. Nötig, um unseren nächsten Film noch eine Stufe größer machen zu können. Und vielleicht habt auch ihr Lust bekommen, den nächsten Film mitzugestalten, mitzumachen, wenn wir ihn im nächsten Semester aus dem Boden stampfen – ob am Filmset, in der Organisation oder in der Postproduktion. Falls ja, freuen wir uns, euch nächstes Semester im Filmklub begrüßen zu dürfen! Vorwissen ist keines nötig, es gibt für jeden etwas zu tun. Schreibt uns doch einfach eine Mail an klub-film-sprecher@hpi.de, und ihr seid sofort dabei!

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