„Bist du eigentlich ein Mädchen?“ oder Die Sache mit den eGirls

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Vor ein paar Tagen bekam ich in League of Legends eine Einladung zu einem Game. Ich freute mich, weil es ein ADC war, der mich vor einer Weile mal nach einem guten Spiel hinzugefügt hatte, aber dann gar nicht mehr gemeldet hatte. Ich klickte also gut gelaunt auf „accept“, doch kaum war ich in der Game-Lobby wurde ich von dem Pingen des Chats übermannt: „Heeey, are you really a girl?“ „Are you single?“ „Do you have Snapchat?“ … Ich versuchte also freundlich, die Fragen abzuwimmeln und kurz zu beantworten, da entbrannte auch schon die nächste Diskussion, denn ich hätte gern die Rolle gespielt, die ein anderer spielen wollte: „stfu, bitch, I’m support“. Ok. Tatsächlich wurde es mir dann irgendwie doch zu bunt und ich war wieder raus – aber hey, ist auch nichts Neues, nur als „e-girl“ und nicht als Spieler betrachtet zu werden. Ist auch nichts Neues, sexistisch beleidigt zu werden.

„Hahaha, the egirl got me!“

Irgendwie scheint es einem leider zu großen Teil der männlichen Spieler nicht in den Sinn zu kommen, dass ein Mädchen das Spiel um des Spiels Willen spielen und es ernst nehmen könnte. Dass ein Mädchen womöglich tatsächlich einfach besser im Spiel werden möchte – und kein Interesse an einer Beziehung oder dem Versenden von Nacktbildern hat 😀 Aber das geht ja auch gar nicht, weil Mädchen ja eh alle schlecht spielen, richtig.

Und deshalb ist es auch nicht so einfach, als Frau einen Partner für Ranglistenspiele zu finden. Ein Teil der Spieler löscht einen einfach sofort wieder, sobald sie mitbekommen, dass man eine Frau ist, ein weiterer Teil hätte gerne eine „Gegenleistung“ und wiederum ein anderer Teil gibt sich freundlich und am ernsthaften Spielen interessiert bis sie zufällig mitbekommen, dass man einen festen Freund hat – und verschwinden dann plötzlich ohne ein Wort auf ominöse Weise aus der Freundesliste. Übrig bleiben dann nicht viele. Mit manchen passt es dann nicht, andere werden schnell beleidigend, andere haben dann doch weniger Zeit als gedacht. Als Frau einen Partner für Ranglistenspiele finden ist keine so einfache Sache, weil bestimmt an die 80% der männlichen Spieler (jedenfalls nach meinen eigenen Erfahrungen) anscheinend zu verwirrt von meinem Geschlecht sind, als dass sie noch ernsthaft mit mir spielen könnten – oder wollten. Teilweise, wenn es mit einem ADC gut läuft, den ich zufällig kennengelernt habe, versuche ich so lange wie möglich zu verheimlichen, dass ich einen Freund habe. Ziemlich dämlich könnte man meinen, aber ein Teil in mir fände es schade, schon wieder von vorn mit der Suche beginnen zu müssen. Oder wie ich es letztens im Gespräch mit einem Freund formuliert habe:

„Let’s face it: Hätte ich einen Penis, hätte ich doch schon längst einen Duo-Queue-Partner. Oder nicht?“

„Ja doch, klar, wahrscheinlich.“

Ich bin ja sonst nicht so die große Feministin und vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere, warum… naja. Ich sag’s mal so: Ich hab keine Lust mehr, mir anhören zu müssen, ob ich eigentlich „Lucians dick sucke“, um gecarried zu werden. Und ich bin sicher, dass ich nicht die einzige bin, die solche Sprüche schon zu oft gehört hat. Ja. Das sind nur Worte, die kann man ignorieren, sicher. Aber ganz ehrlich, da hab ich keine Lust drauf. Also, macht auch ihr bitte den Mund auf, wenn ihr sowas beobachtet, egal, ob ihr selbst betroffen seid oder jemand anders – gebt Sexismus in Videospielen keinen Raum! Wär schon cool, wenn Frauen irgendwann mal im eSport als mehr gesehen werden als Objekte, die man für Nudes carrien kann, oder als Streamerinnen, die, wenn sie leicht Erfolg haben wollen, ja einfach mehr Ausschnitt zeigen können (Wow.).

Ein bisschen genervt von den frauenfeindlichen In-Game-Ereignissen der letzten Wochen,

eure (Videospiele spielende und eSports ziemlich ernst nehmende) Phinnie ♥

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