[Disclaimer] Dieser Artikel ist ein Gemeinschaftsprojekt, und ein Experiment – ein paar Studis schreiben über ein paar Nachhaltigkeitsaspekte. Manche Absätze enthalten Meinung. Wenn ihr Fragen habt, kommt gerne auf den NH-Klub zu. Viel Spaß mit unserem Flickenteppich!
Vorwort
Im September streikten alleine in Deutschland 1,4 Millionen Menschen mit Fridays for Future, die Universität Potsdam erstellt ein Klimaschutzkonzept, in allen Supermärkten werden wiederverwendbare Gemüsebeutel verkauft, die UN erklärt 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, Potsdam ruft den Klimanotstand aus und auch am HPI gibt es einen Nachhaltigkeitsklub.
Das Wort Nachhaltigkeit ist also in aller Munde. Bei Nachhaltigkeit geht es allerdings nicht nur um Klimaschutz, viel eher ist dieser bloß ein Element nachhaltigen Handelns. Das bezeichnet nämlich zuerst einmal nur ein Handeln, das die Bedürfnisse der heutigen Generation erfüllt, ohne es den kommenden Generationen unmöglich zu machen. Wer nachhaltig handelt, verbraucht nicht mehr Ressourcen, als den kommenden Generationen wieder zur Verfügung gestellt werden können. Das bezieht sich nicht nur auf Umweltschutz, sondern basiert auf einer ökonomischen, einer ökologischen und einer sozialen Komponente, die einander stark beeinflussen und nur gemeinsam eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen.
Genau diese Entwicklung soll durch die oben erwähnten 17 Ziele der UN erreicht werden. Und die sind weit spannender als irgendwelche Definition und können unser Leben tatsächlich nachhaltig beeinflussen:
01 – Armut beenden
Armut in all ihren Formen und überall beenden
Laut der Weltbank liegt die absolute Armutsgrenze seit 2015 bei 1,9 Dollar pro Tag. Es soll also allen Menschen ein Einkommen über diesem Grenzwert möglich sein und Zugang zu sozialen Sicherungssystemen bestehen. Dies ist besonders wichtig, weil Menschen in den ärmsten Regionen der Welt übermäßig stark von Naturkatastrophen belastet werden und auch die Folgen des Klimawandels besonders früh besonders stark erleben. Konkrete Unterstützung dieses Ziels ist schwierig. Eine Möglichkeit ist, Produkte, die zu fairen Löhnen in betroffenen Regionen produziert wurden zu erwerben (zum Beispiel mit einem Fairtrade-Siegel). Auch Direktspenden können helfen. Final erreicht werden wird das Ziel jedoch wahrscheinlich nur, wenn den ärmsten Regionen ein fairer Zugang zu internationalen Märkten ermöglicht wird. Die Bekämpfung von Armut profitiert jedoch auch stark von Fortschritt in anderen Zielen, insbesondere Bildung, Klimaschutz und Zugang zu Wasser.
02 – Ernährung sichern
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Viele Menschen leiden Hunger (> 10 % in 2017) oder sind mangelernährt, weil ihre Ernährung nicht ausgewogen ist, da es zum Beispiel nur Reis gibt. Andere Menschen essen enorm viele Tierprodukte, was Ressourcen verbraucht (Wasser, Futter, …), sowie Klima und Böden schädigt (Methan, Pestizide, Dünger, …).
Ein möglicher Lösungsansatz für beide Probleme ist, Insekten zu essen – Grillen, Mehlwürmer und Konsorten. Die enthalten viel Eiweiß, das gut zum Bedarf von Menschen passt. Sie sind gleichzeitig auch deutlich sparsamer mit Ressourcen als die populären zwei- bis vierbeinigen Nutztiere. Zum Beispiel essen viele von ihnen Lebensmittelreste, die eh niemand mehr haben will. Auch zubereiten lassen sie sich abwechslungsreich: Man kann sie z. B. trocknen, mahlen und verbacken, oder man röstet sie und streut sie über Chili. Wir haben das alles schon probiert und können es sehr empfehlen. Man kann Insekten auch in geruchlosen Zuchtkästen zu Hause züchten.
03 – Gesundes Leben für alle
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Für uns bedeutet “gesundes Leben” in erster Linie, dass wir uns genug bewegen, ausreichend Vitamine und nicht zu viel Schokolade essen.
In großen Teilen Afrikas ist der Punkt ein ganz anderer: Dort geht es häufig um Leben und Tod. Viele Menschen haben gar keinen oder nur ungenügenden Zugang zu medizinischer Versorgung.
Und selbst wenn die medizinische Versorgung in erreichbarer Nähe ist, können sich viele die nötigen Behandlungen und/oder Medikamente nicht leisten. Außerdem geraten im Kontrast zu AIDS, Tuberkulose, Malaria usw. die psychischen Krankheiten häufig ins Hintertreffen.
Obwohl in vielen Ländern der Wille um diese oder ähnliche Probleme zu lösen da ist, fehlt es meist an Mitteln: Geld, Ausrüstung, Medikamenten und Fachkräften.
Trotzdem gibt es einige vielversprechende Entwicklungen: In Ruanda beispielsweise kann nun durch geschickte Planung die Versorgung gängiger Leiden flächendeckend gewährleistet werden und es wurde eine Krankenversicherung eingeführt.
04 – Bildung für alle
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
Die Digitalisierung unseres Wissens bedeutet eine Revolution der Bildung, wie es sie seit der Erfindung des Buchdrucks nicht gegeben hat. Das digitale Buch in seiner technologischen Vielfalt erlaubt es plötzlich jedem Menschen, direkt am globalen Wissen teilzuhaben, aus ihm zu lernen, und zu ihm beizutragen; beinahe unabhängig von gesellschaftlicher oder finanzieller Situation des Einzelnen.
Dieser Zugang zu Wissen ist grundlegende Voraussetzung für Bildung, und damit ein unschätzbarer gesellschaftlicher Wert. Um diesen Zugang allerdings zu gewährleisten und zu erhalten, muss das Wissen verfügbar und frei sein. Genau diese Freiheit ist aber viel zu häufig bedroht von restriktivem Digital Rights Management (DRM) oder übermäßig strikter Auslegung bestehender Copyright Situationen, die den Zugang zu Wissen, oder das Teilen von Wissen erschweren, oder sogar unmöglich machen.
Bildung für alle ist durch die Entwicklung der digitalen Welt näher gerückt, und beinahe zu verwirklichter Utopie geworden; allerdings müssen wir als Gesellschaft dafür Sorge tragen, dass der Erwerb von digitalem Wissen nicht einer kleinen Elite vorbehalten bleibt. Wir müssen die Verfügbarkeit des Wissens, die uns die Technologie erlaubt, real werden lassen, durch öffentliche Online-Bibliotheken, durch freie Verbreitung von E-Books, und durch die Verwendung von freien Lizenzen für Bücher, Software und Kultur.
05 – Gleichstellung der Geschlechter
Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Die Geschlechtergleichstellung ist noch längst nicht erreicht. Frauen haben im Schnitt ein höheres Armutsrisiko als Männer, verdienen weniger, können weniger selbstbestimmt handeln (auch was Sexualität angeht) und sind von Naturkatastrophen stärker betroffen, um nur wenige Beispiele zu nennen.
Das könnte damit zusammenhängen, dass sie in einflussreichen Positionen stark unterrepräsentiert sind. Ein Beispiel aus den USA: Nimmt man alle Vorstandsmitglieder der Top-500-Unternehmen zusammen, gibt es unter ihnen mehr Männer, die James heißen als Frauen insgesamt. Das Gleiche gilt für die Namen Robert, John und William. Um reale Gleichstellung zu erreichen, muss Frauen mehr Raum in wichtigen Entscheidungsprozessen gegeben werden. Bildung und Ermutigung von Frauen muss schon im Mädchenalter beginnen.
06 – Wasser und Sanitärversorgung für alle
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
Trinkwasser ist eine sehr wertvolle Ressource und ein wichtiger Faktor beim Kampf gegen Krankheiten. Daher hat sich die UN zum Ziel gesetzt, allen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Gleichzeitig soll die Trinkwasserqualität und die Effizienz von Wassernutzung in allen Bereichen erhöht werden. Darüber hinaus soll allen Menschen, aber besonders Frauen und Kindern der Zugang zu Hygiene- und Sanitätsmitteln ermöglicht werden.
07 – Nachhaltige und moderne Energie für alle
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
Dass die Nutzung und Erzeugung von Energie unser Leben maßgeblich beeinflusst, ist klar. Elektronik, Personentransport, eine warme Dusche, aber auch die Produktion von Konsumgütern benötigen Energie – und deren Produktion steht auf Platz 1 der Treibhausgasemissionen. Dass eine bezahlbare, zuverlässige, aber trotzdem nachhaltige Energieversorgung somit essentiell für jeden Menschen ist, liegt auf der Hand. Der Ausbau von regenerativen Energiequellen ist dabei ebenso wichtig wie die Reduktion des Energieverbrauchs – und auf beiden Seiten kann jeder anpacken:
Die Wahl eines nachhaltigen Stromanbieters hilft ebenso wie die Senkung des persönlichen Energieverbrauchs: Weniger Heizen durch effektives Lüften, technische Geräte bei Nicht-Nutzung ausschalten, aber auch zweimal nachdenken, ob man sich wirklich schon wieder ein neu-produziertes Produkt kaufen muss sind nur einige wenige Beispiele, mit denen jeder helfen kann, unseren Energiebedarf zu reduzieren.
08 – Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle
Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Wirtschaftswachstum und gesellschaftlicher Wohlstand gehen Hand in Hand, so lautet das seit Jahren in den Wirtschaftswissenschaften gelehrte Paradigma. Das Wirtschaftswachstum wird mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessen und in Deutschland besteht das Ziel, ein jährliches Wachstum von ca. 2% zu erreichen. In Entwicklungsländern hingegen sind ganz andere Maßstäbe notwendig: Die VN fordern deshalb in ihren SDGs eine Handelshilfe für Entwicklungsländer, damit diese ein Wirtschaftswachstum von 7% aufrechterhalten können. Gleichzeitig ist es aber notwendig, dass rechtliche Maßnahmen ergriffen werden, um prekäre Arbeitsverhältnisse zu beenden und Vollbeschäftigung auch für soziale Randgruppen zu erreichen. Nur so kann menschenwürdige Arbeit für alle ermöglicht werden.
Warum das BIP aber ab einem gewissen Grad vielleicht kein so sinnvoller Indikator für Wohlstand ist, hat verschiedene Gründe: Einerseits wird Wohlstand nur monetär gemessen, Dinge wie Care-Arbeit, Bildung, Ehrenamt etc. tragen also nicht zur Erhöhung des BIP bei. Kriminalität hingegen kann sich sogar positiv auf das BIP auswirken, da Schäden repariert und Polizeieinsätze bezahlt werden müssen. Und was gar nicht im BIP abgebildet wird, sind die Schäden an der Umwelt, die wir auf folgende Generationen abwälzen. Die VN fordern deshalb eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung und eine signifikante Zunahme der Ressourceneffizienz. Aber ist das überhaupt möglich?
Wir können beispielsweise Kosten für Schäden an der Umwelt in die Preise der Produkte internalisieren, zum Beispiel durch eine CO2-Steuer. Die Grundlage von Wirtschaftswachstum allerdings bildet Konsum und für die Produkte, die wir herstellen, sind Ressourcen nötig. Nun leben wir aber auf einem Planeten, dessen Ressourcen endlich sind und so tut sich doch die berechtigte Frage auf, ob Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch überhaupt zu entkoppeln sind. Schaut man sich zusätzlich die Verteilung von Vermögen so sieht man, dass sich ein Großteil des Vermögens bei einigen wenigen konzentriert und so erweckt das BIP nicht den Anschein in entwickelten Ländern ein sinnvoller Indikator für Lebensqualität zu sein.
Sollten wir uns vielleicht nicht lieber andere Ziele setzen als ewiges Wirtschaftswachstum? Sollten wir die Wirtschaft nicht lieber wieder zum Mittel zum Zweck machen und darauf ausrichten, das Gemeinwohl zu mehren? Mit diesen Fragen beschäftigen sich momentan viele Ökonom*innen, und so wird an versucht an Modellen zu arbeiten, um die Wirtschaft an sozialen und ökologischen Kriterien auszurichten. Die Sharing Economy versucht beispielsweise Ressourcenverbrauch durch das Teilen von wenig genutzten Dingen zu verringern und auch der Begriff der Postwachstumsökonomie wird häufig diskutiert.
Ein spannenden Ansatz stellt auch die Gemeinwohl-Ökonomie dar: Hier werden Unternehmen anhand sozialer und ökologischer Kriterien bewertet und daran ausgerichtet besteuert bzw. bei der Vergabe von Krediten bevorteilt. Somit bekommen sozial-ökologische Unternehmen automatisch einen Wettbewerbsvorteil und richten ihr Wirtschaftsziel nicht zwingend auf das Steigern von Profit, sondern das Verbessern ihrer Gemeinwohlbilanz aus.
09 – Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Um sich selbst und Familien zu versorgen, braucht es Geld und dafür müssen die allermeisten Menschen auf der Welt arbeiten. Um arbeiten zu können, braucht es einen Arbeitsplatz sowie eine Möglichkeit diesen zu erreichen. Deshalb sollen für alle Menschen Anbindungen zu Straßen und anderen Verkehrsnetzen geschaffen werden. Außerdem sollen besonders in Entwicklungsländern auch kleinen Industrien der Zugang zu globalen Märkten und Handelsnetzen sowie Finanzmitteln ermöglicht werden, um nachhaltige Arbeitsplätze und Versorgungsnetze zu schaffen. Dabei soll von Anfang an auf Langlebigkeit, Ressourcen-, und Energieeffizienz geachtet werden.
10 – Ungleichheit verringern
Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
Ungleichheit gibt es überall auf der Welt und in verschiedensten Bereichen, egal ob beim Einkommen oder (politischen) Mitbestimmungsrechten oder der persönlichen Entfaltungsfreiheit. Die UN hat sich zum Ziel gesetzt, die soziale, ökonomische und politische Inklusion aller Menschen ungeachtet des Alters, Geschlechts, Ethnie, Kultur, Religion, Herkunft oder ökonomischen, sozialen oder politischen Standes voranzutreiben. Dafür gilt es, Löhne von Geringverdienenden besonders in Entwicklungsländern zu verbessern und gesellschaftlichen Minderheiten in allen Belangen Gehör und Mitbestimmungsrechte zu verschaffen.
11 – Nachhaltige Städte und Siedlungen
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
Eine nachhaltige Stadtentwicklung bedeutet unter anderem die Verbesserung von Lebensbedingungen in Slums, und die Sicherstellung von Müll- und Abwasserversorgung in Siedlungen. Sie hat aber auch Auswirkungen auf die Stadtplanung in Deutschland. Themen wie radfreundliche Verkehrsführung, gut ausgebaute, zuverlässige öffentliche Verkehrsmittel und auch der Zugang zu öffentlichen Orten und Grünflächen wird zunehmend mehr Wichtigkeit zugesprochen. Das mindert nicht nur den Ausstoß von Treibhausgasen, sondern steigert auch die Lebensqualität in den Städten. Auch die Stadt Potsdam arbeitet an einem neuen Stadtentwicklungskonzept, in dem die nachhaltige Städteplanung eine größere Rolle spielen soll.
12 – Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Eine Möglichkeit Konsum- und Produktionsweisen nachhaltig sicherzustellen ist die Menge an Müll zu verringern. Alleine 44% des weltweiten Mülls machen Lebensmittel und Pflanzen aus. Das heißt, dass etwa ein Drittel der Lebensmittel, die für Menschen produziert werden weltweit im Müll landen; das sind ca 1,6 Milliarden Tonnen!
Das Problem ist etwas, das uns alle betrifft, da jeder von uns sicher schon einmal Essen weggeschmissen hat, entweder weil es schlecht war oder die Portion zu groß oder das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten war.
Einen besonders effektiven Ansatz, diesem Ziel im großen Maßstab näher zu kommen, verfolgt die App “Too Good To Go”. Mit ihr ist es möglich, Essen, was sonst von Restaurants oder Cafés weggeworfen werden würde, zu retten und dabei auch etwas Geld zu sparen. Damit können viele Tonnen CO2 in der Essensproduktion eingespart werden und es gibt bereits viele teilnehmende Läden, u.a. in Potsdam und Berlin.
13 – Klimaschutz
Sofortmaßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen
Ein Teil dieses Ziels ist die Bekämpfung des Klimawandels. Dafür sollen Institutionen und Arbeitskraft geschaffen sowie Bildung und allgemeines Bewusstsein verbessert werden. Der andere Teil ist die Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels. Die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit an extreme Wetterlagen und Naturkatastrophen, insbesondere durch Frühwarnsysteme, soll in allen Ländern verstärkt werden. Zur Planung, Zielsetzung und Gesetzgebung soll der Klimawandel durch unstrittige, nachvollziehbare Messwerte einbezogen werden.
Uns persönlich betrifft der Klimawandel heute schon durch extreme Hitzewellen und eine dadurch schlechter ausfallende Ernte, die sich in höheren Preisen und geringerer Verfügbarkeit diverser Produkte zeigt.
Um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen müssen insbesondere Global Player, also Industrieländer und global einflussreiche Firmen, zum Handeln bewegt werden. Daraus lässt sich aber noch lange nicht schlussfolgern, dass Einzelpersonen nichts tun können. Denn letztendlich sind die Global Player wieder auf (sehr viele) einzelne Personen angewiesen, sei es als Wähler oder als Kunden. Und jeder Einzelne beeinflusst in nicht zu unterschätzendem Maße seine unmittelbaren Mitmenschen durch sein Verhalten und seine Überzeugungen. Diese wiederum beeinflussen ihre Mitmenschen, sodass letztlich doch jeder einzelne Einfluss auf sehr viele einzelne Personen hat. Jeder weitere Vegetarier macht es so für seine Mitmenschen leichter, auch Vegetarier zu werden. Gleiches gilt natürlich für Menschen die weitgehend aufs Autofahren und Fliegen verzichten.
14 – Leben unter Wasser
Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen
Marine Ökosysteme, also alles Leben in den Ozeanen, sind für uns wichtiger als man auf dem ersten Blick vielleicht denken möchte: Nicht nur stellen Fische einen beträchtlichen Nahrungslieferanten für uns dar, aus manchen Meeressubstanzen werden außerdem Medikamente hergestellt und es gibt auch schon Projekte, die daran forschen, einen klimaneutralen Biotreibstoff aus Seeetang zu entwickeln. Darüber hinaus bietet die Fischerei sehr vielen Menschen einen Arbeitsplatz — weltweit ist fast jeder dreißigste Mensch direkt oder indirekt in der Fischerei beschäftigt. Zudem stellen Unterwasserpflanzen wie Korallenriffs einen wichtigen Schutz gegen die Küstenerosion dar, indem sie etwa bei Meeresstürmen oder Flutkatastrophen die Wucht des Wassers abmildern und Schlick daran hindern, die Küsten zu überschwemmen. Und nicht zuletzt bieten uns die marine Flora und Fauna ganz einfach auch wunderschöne Eindrücke!
Allerdings stellt auch für marine Ökosysteme der moderne Mensch eine existentielle Bedrohung dar: Durch Überfischung nehmen wir Artensterben und infolgedessen die Destabilisierung der Meeressysteme in Kauf, Plastikinseln viermal so groß wie Deutschland, deren winzigen Partikel alle Meeresorganismen durchsetzen, sind in aller Munde und auch der CO2-Anstieg lässt die Meere nicht unberührt: Im Wasser reagiert dieses nämlich mit Karbonat, welches als organischer Baustoff dann Fischen, Korallen und vielen weiteren Arten fehlt. Und auch die Vegetarierinnen unter uns betrifft das Thema: Durch die Ausschöpfung der ozeanischen Ressourcen riskieren wir eine weitere Verschlechterung des CO2-Anstiegs und befeuern damit indirekt den Klimawandeln weiter; außerdem verteilen sich die Mikroplastiken mittlerweile selbst in unserem Grund- und Leitungswasser. Was können wir also dagegen tun?
Auf politischer Seite empfehlen die UN, schärfere Gesetze (oder überhaupt Gesetze) gegen Überfischung und unnachhaltige Fischfangmethoden wie Grundschleppnetze oder auch prophylaktisches Ausschütten von Antibiotika bei der Fischzucht zu erlassen. Konkret können wir solche Maßnahmen unterstützen, indem wir Fisch (wenn überhaupt) ausschließlich aus zertifizierten Quellen kaufen (zum Beispiel kannst du beim Kauf auf das ASC- oder das Naturlandsiegel achten). Eine weitere Maßnahme ist es natürlich, seinen Plastikverbrauch im Allgemeinen zu reduzieren. Mehrwegtüten aus Papier belasten die Umwelt etwa deutlich weniger als Plastiktüten — doch Obacht, sie sind dafür in der Herstellung aufwendiger und rentieren sich in ökologischer Hinsicht erst, wenn sie wirklich mindestens drei Mal wiederverwendet werden! Auch Strohhalme, Trinkgefäße, Lebensmittelverpackungen etc. pp. müssen natürlich nicht immer aus Kunststoff gefertigt sein, hier kann man nach Möglichkeit stets zur verpackungsärmeren Variante greifen. Diverse Kosmetikhersteller versetzen ihre Produkte außerdem direkt und vorsätzlich mit Mikroplastik, um die “reinigende Wirkung zu optimieren” — dies erkennt man an unscheinbaren Inhaltsstoffen wie Polyquaternium (wer Zeit sparen will, kann dies auch mit Apps wie CodeCheck überprüfen).
15 – Landökosysteme schützen
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen
Ein wichtiger Grund für das extreme Artensterben, das wir erleben, ist der rasante Verlust der heimatlichen Ökosysteme bedrohter Arten. Um diesem gefährlichen Trend entgegenzuwirken, hat die UN beschlossen, Ökosysteme zugunsten von Mensch und Tier stärker zu schützen. Dafür soll zum einen der Schutz solcher Ökosysteme Bestandteil von nationalen und lokalen Planungs- und Entwicklungsprozessen werden. Gleichzeitig sollen mehr Finanzmittel zum Erhalt und Ausbau nachhaltiger und vielfältiger Ökosysteme bereitgestellt werden.
16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zum Recht ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Gesellschaften werden von uns allen gestaltet. Genauso entscheiden aber auch die Gesetze und Institutionen einer Gesellschaft, wie und vor allem wie nachhaltig sich diese entwickeln wird.
Nur funktionierende Institutionen, frei von Korruption und Bestechung, bewirken in Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Umweltschutz den nötigen Wandel, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Menschen müssen an Gesetze gebunden sein und gleichzeitig durch Gesetze geschützt werden, denn Gerechtigkeit ist Teil des Fundamentes einer Gesellschaft, in der Menschen gut leben können. Ziel 16 fordert deshalb auch die gesetzliche Gleichbehandlung sowie Gesetze, die nachhaltige Entwicklung fördern.
Starke Institutionen und Rechtsstaatlichkeit spielen auch bei der Bekämpfung von Gewalt eine Rolle. Im Fokus von Ziel 16 steht insbesondere Gewalt gegen Kinder als Zukunft einer Gesellschaft. Kinder Gewalt auszusetzen bedeutet in vielen Fällen, sie auch langfristig gesundheitlich und in ihrer Entwicklung zu schädigen. Dadurch schwächt man nicht nur die Menschen, welche die Gesellschaft in Zukunft verbessern könnten, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes: Gewalt verhindert wirtschaftliches Wachstum. Gewalt verbreitet Angst. Der gesellschaftliche Zusammenhalt und das Vertrauen in Institutionen sinkt. In einem solchen Umfeld kann Nachhaltigkeit nicht erreicht werden.
Das Ende von Gewalt, Korruption und Ungerechtigkeit fordern Menschen überall auf der Welt. Um Ziel 16 zu erreichen, müssen diese Menschen aktiv an der Entwicklung ihrer Gesellschaft beteiligt werden. Institutionen sollten zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie in ihrer Arbeit die Ziele nachhaltiger Entwicklung nicht berücksichtigen. Jeder von uns sollte sich politisch engagieren, wir sollten zu Wahlen gehen oder demonstrieren, Organisationen beitreten oder gründen, damit unsere Meinung gehört wird. Denn Gesellschaften werden von uns allen gestaltet.
17 – Umsetzungsmittel und globale Partnerschaft stärken
Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben füllen
Die 17 Ziele sind keine Ziele, die eine Person, ein Verein, ein Unternehmen oder ein Staat allein erreichen kann. Auf und zwischen allen Ebenen (zivilgesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch) braucht es enge Kooperation. Das kostet natürlich Zeit, Geld und Personal. Um die 17 Ziele erreichen zu können, ist es wichtig, dass wir viel über sie sprechen und auch unsere Politiker*innen dazu bewegen, das zu tun.
Schlusswort
Wie man in vielen Abschnitten sehen kann, haben die 17 Ziele viel mit uns und auch miteinander zu tun. Nachhaltigkeit besteht nicht nur aus Klimaschutz; sie ist kein Nischenthema, sondern zieht sich durch alle Lebensbereiche. Es sind verschiedenste Disziplinen gefragt, wenn die Menschheit sich nachhaltig entwickeln will. Und auch jede*r einzelne von uns: Was IT mit Nachhaltigkeit zu tun hat und wie man sich im Alltag für die 17 Ziele stark machen kann, erfahrt ihr in anderen Artikeln des aktuellen HPImgzn, oder auf https://sustainabledevelopment.un.org.
Bildquelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/sdgs-herausforderung-fuer-die-1