Sprachgeschichten – Turm zu Babelsberg

oder die Entstehung einer Biberburg

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Das HPI liegt im Potsdamer Ortsteil Babelsberg. Woher stammt der Name und was hat die historische Stadt Babel damit zu tun?

Als Informatiker beschäftigen wir uns mit Programmiersprachen, teilweise auch mit der Erkennung oder Synthese natürlicher Sprache und wir setzen uns dabei mit Regeln und Spezialfällen auseinander. Aber wir nutzen auch täglich natürliche Sprache beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Hören – und nehmen sie meist einfach als gegeben hin.

Natürliche Sprache beinhaltet bei näherer Betrachtung viele interessante Phänomene, von denen in dieser Kolumne ein paar vorgestellt werden.

Der Turmbau zu Babel ist eine bekannte Erzählung im Alten Testament, die auch im Judentum und Islam in ähnlicher Form zu finden ist. Sie handelt von dem Bau eines großen Turmes, mit dem Nimrod, der erste König des babylonischen Reiches, zeigen wollte, dass er Gott ebenbürtig sei. Gott verhinderte in der biblischen Geschichte die Fertigstellung des Turmes, indem er den Menschen viele verschiedene Sprachen gab, sodass sie sich untereinander nicht mehr verständigen konnten.

Die französische Wikipedia folgt dem Mythos, dass sich Friedrich II. (auch Friedrich der Große, der Alte Fritz) als Nachfahre Nimrods ansah und deshalb den Namen Babel übernahm. Auch an anderen Stellen taucht diese Erklärung auf, die aus einem 2005 erschienenen Buch zur Geschichte von Ortsnamen in Brandenburg stammt.

Auf einer Karte von 1683, also schon vor Geburt Friedrichs des Großen, ist der Name Baberberg zu finden. Woher der Name ursprünglich stammt, ist nicht sicher – allerdings ist die wahrscheinlichste Erklärung eine Ableitung vom Wort Biber. Auch heute gibt es in Potsdam und Umgebung noch einige Biber, weshalb die Herleitung durchaus möglich ist.

Im Schmettauschen Kartenwerk, das zwischen 1767 und 1787 erstellt wurde, werden die Rabel-Berge verzeichnet, dabei könnte es sich aber um einen Schreibfehler auf der detaillierten handgemalten Karte handeln. Auf einer Karte von 1816 findet man dann die Babels-Berge und später schließlich nur noch einen Babelsberg.

Neuendorf war die erste Siedlung im Gebiet des heutigen Babelsberg. 1375 erstmals urkundlich erwähnt ist das nie groß gewachsene Dorf heute noch am Neuendorfer Anger als kleines abgegrenztes Gebiet zu finden. Friedrich der Große gründete 1751 nördlich der heutigen Bahnstrecke eine Kolonie für böhmische Weber und Spinner, die wegen ihres evangelischen Glaubens verfolgt wurden. Der Name dieser Siedlung war Nowawes (auch Novaves), eine einfache Übersetzung des Namens Neuendorf. 1907 wurden beide Orte zu Nowawes zusammengelegt. 1938 wurde Nowawes, das mittlerweile zu einer Stadt herangewachsen war, mit der Villenkolonie Neubabelsberg zusammengelegt. Die Nationalsozialisten wollten den slawischen Namen nicht beibehalten und wählten deshalb Babelsberg in Anlehnung an den Berg im Schlosspark als neuen Ortsnamen. Ein Jahr später wurde Babelsberg nach Potsdam eingemeindet.

Zuletzt noch eine Erläuterung zum Wort Berg: Diese »Bodenerhebung« hat sprachlich die gleichen Wurzeln wie die Burg, die sich ebenfalls erhebt und nicht selten auf Bergen und an Hängen errichtet wurde. Also ist es durchaus berechtigt, dass das Schloss Babelsberg im Stil englischer Gotik mit seinen Türmen einer Burg sehr nahekommt. Nur ob die namensgebenden Biber diese Burg als ihren Wohnbau verwenden dürfen, ist fraglich.

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